Die Franz-von-Liszt-Sammlung (ehemalige Kriminalistische Bibliothek bis 1945)
Diese bedeutendste Sondersammlung der Rechtswissenschaftlichen Bibliothek befindet sich heute in der Universitätsbibliothek im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum.
Bestandsgeschichte
Franz von Liszt (1851–1919) – ein Vetter des bekannten gleichnamigen Komponisten – gilt als einer der wichtigsten Strafrechtslehrer im deutschsprachigen Raum des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. An der HU ist seit 2008 das Institut für internationales Strafrecht nach ihm benannt.
Auf nationaler wie auch europäischer Ebene engagierte Liszt sich für umfassende Reformen des Strafrechts und des Gefängniswesens. Politisch stand er im linksliberalen Lager: 1912–1918 gehörte er für die Fortschrittliche Volkspartei dem Deutschen Reichstag an.
Das von Liszt 1887/88 in Marburg gegründete, später nach Halle und 1899 bei seiner Berufung an die Berliner Universität hierher überführte "Kriminalistische Seminar" (ab 1913 "Kriminalistisches Institut") war berühmt für seine in Umfang und Qualität herausragende Bibliothek, die zum überwiegenden Teil aus der Privatbücherei Liszts bestand. Im Jahr 1912 schenkte Liszt seine Sammlung der Berliner Universität, die sie auch nach Liszts Emeritierung (1917) und seinem Tod (1919) als weltweit geschätzte Spezialbibliothek für internationales Strafrecht weiter ausbaute. 1929 umfasste die Sammlung ca. 30.000 Bände.
Trotz erheblicher Verluste im Zweiten Weltkrieg ist die Bibliothek in einem Kernbestand erhalten geblieben, der seit 2012 im Grimm-Zentrum magaziniert ist.
Benutzung
Zwei spezielle historische Kataloge erschließen die Bestände der Kriminalistischen Bibliothek: der im 5. OG des GZ (schräg gegenüber der Auskunftstheke) frei zugängliche Alphabetische Zettelkatalog sowie der Systematische Bandkatalog, der sich im 6. OG des GZ in der Abteilung Historische Sammlungen befindet und hier auf Anfrage einzusehen ist. Welche Titel der Liszt’schen Sammlung erhalten und welche verloren sind, lässt sich nur teilweise aus den Verlustvermerken in beiden Katalogen erschließen.
In den Katalogen ermittelte Titel sind per Leihschein (siehe Magazinbestellung) mit Angabe der historischen Signaturen und des betreffenden Katalogs in den Forschungslesesaal zu bestellen. Hier werden vorhandene Medien zur Präsenznutzung bereitgestellt bzw. bei Verlust Negativbescheide hinterlegt. Im Unterschied zu den Monographien sind die in der Liszt’schen Sammlung erhaltenen Zeitschriften und anderen Periodika im Online-Katalog der UB der HU wie auch in der ZDB (jeweils mit genaueren Bestandsangaben) verzeichnet.
Bei Planung größerer Recherchen in der Sammlung empfiehlt sich eine Voranmeldung unter: rara@ub.hu-berlin.de.