2024: Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung

AzubiAusflug2024

 Abb.: Melina Göbel, CC-BY

Letztes Jahr fand unser Azubi-Ausflug zum Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung in der Nähe des S-Bahnhofs Anhalter Bahnhof statt. Wie der Name bereits andeutet, liegt der Schwerpunkt auf der Dokumentation und dem Aufzeigen von Berichten sowie Erfahrungsberichten von Geflüchteten. Zudem wird die Analyse der Folgen von Vertreibung für die Betroffenen thematisiert.

Wir nahmen an einer Gruppenführung teil, die den Titel „Bewegte Bilder – ein Rundgang zu Flucht, Vertreibung und Fotografie“ trug. Ein kurzer Besuch in der dortigen wissenschaftlichen Präsenzbibliothek durfte ebenfalls nicht fehlen. Vor der Führung hatten wir die Gelegenheit, die Bibliothek eigenständig zu erkunden und ein Objekt auszuwählen, das uns besonders ansprach, um darüber einen kurzen Bericht zu verfassen.

„Der Besuch im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung hat nicht nur die grausamen Schicksale ethnischer Gruppen, wie die armenische Bevölkerung im Osmanischen Reich oder die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, eindrucksvoll dargestellt, sondern auch gezeigt, wie stark Bilder und Darstellungen in der Vergangenheit – und auch heute – die Wahrnehmung der Menschen beeinflusst haben. Damals wurden Bilder und Berichte gezielt genutzt, um bestimmte Emotionen zu wecken und die öffentliche Meinung zu lenken, sei es, um Hass zu schüren oder Mitleid zu erzeugen. Bilder von Flucht und Vertreibung wurden oft manipuliert, um eine Seite als Opfer und die andere als Täter darzustellen. Auch heute sehen wir, wie Fotos und Videos von Flüchtlingen und Vertriebenen in den Medien gezielt eingesetzt werden, um bestimmte politische Ziele zu verfolgen. Was bleibt, ist das Leid der Menschen, das immer wieder instrumentalisiert wird. Umso wichtiger ist es, kritisch zu hinterfragen, wie solche Darstellungen uns beeinflussen, und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass wir nicht wegsehen und uns aktiv für friedliche Lösungen einsetzen, bevor sich diese traurigen Kapitel der Geschichte erneut wiederholen.“ - Melina

AzubiAusflug2024

Lena Chromik, CC-BY

„In  Zaatari, einem großen Flüchtlingscamp in Jordanien, bezahlt man nicht mehr mit Gutscheinen oder Stempelkarten, sondern mit einem neuen innovativen System. Bei der Ankunft im Camp werden von jeder Person die biometrischen Daten der Iris erfasst, die genauso individuell sind wie der Fingerabdruck jedes Menschen. Beim Einkaufen schauen die Bewohner in das auf dem Foto abgebildete Gerät: den Iris-Scanner. Dies macht die Verwaltung und Organisation des riesigen Flüchtlingslagers einfacher, schneller und sicherer. Man kann nichts mehr verlieren, vergessen oder gestohlen bekommen. Außerdem können sie selber entscheiden, was sie einkaufen wollen: so behalten sich die Bewohner ein Stück Selbstbestimmung. 
Es gibt jedoch auch ethische Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre und Datensicherheit dieser Methode. Wer in ein Flüchtlingscamp kommt, ist zum Überleben auf die Zuteilung von Essen und Trinken angewiesen. Die Menschen haben also keine Wahl, auch wenn sie diese sensiblen persönlichen Daten nicht immer preisgeben wollen: sie müssen. Und sie wissen nicht, ob diese evtl. auch missbraucht werden. Das System des Iris-Scanners wird momentan in Jordanien getestet und soll bald europaweite Anwendung finden.“- Lena