Wolfenbüttel

Nun war es mal wieder soweit. Wie jedes Jahr machten wir, alle FAMI-Azubis und unsere Ausbildungsleiterinnen, uns auf, um eine andere Bibliothek zu erkunden. Dieses Jahr fiel die Wahl auf die sehr alte Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel.

 

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Foto: Karin Freyer


Nach einer fast gelungenen Anreise kamen wir in Braunschweig an, dank einer kleinen Verspätung haben wir unseren Anschlusszug, der uns direkt nach Wolfenbüttel bringen sollte, verpasst. Somit hieß es dann erst mal eine Stunde warten. Nachdem wir diese verbracht hatten, kamen wir bei wunderschönem Sonnenschein in Wolfenbüttel an.

Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten wir die Bibliothek. Nachdem wir alle Sachen in Schließfächern verstaut hatten, ging es gleich mit der Führung los. Als erstes wurde uns ein sehr alter schöner Lesesaal gezeigt. Hier in dieser stimmungsvollen Atmosphäre wurde uns die Entstehungsgeschichte der Bibliothek näher gebracht. Diese war sehr lang und ereignisreich. Die genaue Geschichte lässt sich auf der Webseite der Bibliothek nachvollziehen. Nur so viel: die eigentliche Gründung der Bibliothek geschah Mitte des 16. Jahrhunderts durch Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg. Auf Grund der Reformation sammelte er alle Werke aus umliegenden Klöstern bei sich. Namensgeber der heutigen Bibliothek ist Herzog August, da er selbst einen großen Teil der in der Bibliothek vorhanden Bücher und Handschriften zusammengetragen und sogar „katalogisiert“ hat. Die meisten Handschriften sind protestantische Werke und nehmen immer noch einen der größten Teile des Saals ein. Auch später gelangten Dank der Inkorporation, durchgesetzt von Herzog Karl I., viele Werke nach Wolfenbüttel.

Die Herzog August Bibliothek ist keine Universitätsbibliothek, allerdings ist sie einer solchen gleichgestellt. Auch hier kann jeder Bürger einen Leseausweis beantragen und so Einblick in die meisten Bücher und sogar in einige Handschriften erhalten. Allerdings ist es keine Freihandbibliothek, deshalb müssen Medienwünsche angegeben werden und ein Magaziner hebt diese dann aus und stellt sie im Lesesaal zur Verfügung.

Ansonsten hat die Bibliothek eine außerordentliche Sammlung älterer Werke, Handschriften, Globen und Karten, auf denen wir gleich Berlin gesucht haben, aber feststellen mussten, dass Berlin zur damaligen Zeit gar keine Rolle gespielt hat und deshalb nur ganz klein eingetragen war. Die schönsten Karten und wertvollsten Globen sind ausgestellt und so konnten wir diese besichtigen. Dank der zurzeit laufenden Ausstellung "verklingend und ewig" - tausend Jahre Musikgedächtnis 800 – 1800, konnten wir einige wertvolle Werke besichtigen. In der Ausstellung geht es um die Frage, wie Musik ins Buch wieder heraus gelangt. Einige dieser Werke werden nur hinter sieben Zentimeter dickem Panzerglas ausgestellt. Außerdem ist eines der wertvollsten bzw. teuersten Bücher, das Evangeliar Heinrichs des Löwen, zu sehen. Allerdings nur eine Kopie davon, da das Original nur alle zwei Jahre für sechs Wochen gezeigt wird. Verständlich, wenn man bedenkt, dass selbst die Anfertigung einer Kopie schon 34.000 DM gekostet hat. Auf Grund des Vorhandenseins dieser vielen alten Werke haben sie die Aufgabe in der Arbeitsgemeinschaft „Sammlung Deutscher Drucke“ alle erschienenen Werke des 17. Jahrhunderts zu sammeln und bereitzustellen.

 

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Foto: Karin Freyer


Nach dieser sehr interessanten Reise in die Vergangenheit haben wir die Altstadt unsicher gemacht. Einige von uns haben die Altstadttour mit dem Schloss Wolfenbüttel, der ehemaligen Residenz der Welfen des in der Zeit um 1690 bis 1740 entstanden Schlosses, begonnen. Nach einer Rundtour durch die Fußgängerzone ging es an der schon 1608 gebauten Hauptkirche BMW, die Elemente der Gotik der Renaissance und des Barockes enthält, und an der St. Trinitatis, die auf den Resten des Kaisertores gebaut wurde und eine wechselhafte Geschichte durch Brand und Neuerrichtung aufzuweisen hat, vorbei. Ganz loslassen konnte uns die Vergangenheit mit ihren sehr alten Kirchen und der Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern also doch noch nicht. Danach ging es ab in ein gemütliches Café oder Restaurant, um die Zeit bis zur Abfahrt ausklingen zu lassen. Ein anderer Teil unserer Gruppe verbrachte den Tag im Ratskeller bei einem gemütlichen Essen, um sich für die jetzt bevorstehende Rückreise zu stärken.

Eine Stunde früher als geplant endete dann unser Aufenthalt in Wolfenbüttel. Leider waren wir sehr überfragt, wie wir am besten wieder nach Hause kommen, da wieder ein paar Brandsätze den Bahnverkehr zum Erliegen brachten bzw. ihn doch sehr stark eingeschränkt hatten am Tag, sodass weder Ringbahn noch Regionalzug wirklich planmäßig fuhren. Und wir wussten nur, dass unsere Strecke betroffen war. Um den ersten Schritt Richtung Heimat angehen zu können, fuhren wir erst einmal mit der nächsten Regionalbahn nach Braunschweig. Von dort, so hieß es jetzt, fährt der nächstmögliche Zug gen Heimat - und wir hatten Glück. Keine fünf Minuten später saßen wir im Zug über Magdeburg nach Berlin. Das hieß zwar einen Umweg in Kauf zu nehmen, aber immerhin kamen wir erst mal nach Berlin. Leider hatten wir keine reservierten Sitzplätze und so haben wir uns im ganzen Zug verteilt und Plätze gesichert. Dann endlich sind wir unseren Ziel immer näher gekommen: erst Potsdam, dann Wannsee, über Gesundbrunnen nach Lichtenberg und so stiegen nach und nach alle Leute unser Truppe aus und gelangten glücklicher Weise ohne weitere Zwischenfälle nach Hause, da zum Glück das von uns in den aller schlimmsten Farben ausgemalte Bahnchaos gar nicht existierte. So ging dieser Tag dann auch zu Ende.

Da bleibt einem nur zu sagen: wir sind gut angekommen, haben den Tag gut überlebt und freuen uns auf das nächste Mal und sind gespannt, was dann alles auf uns wartet.